Im Einsatz für den Datenschutz: Frederic Carteron, Richter am Obersten Gerichtshof
“Im Einsatz für den Datenschutz” ist eine Interview-Reihe mit datenschutzaffinen Startpage-Nutzer*innen aus aller Welt. Ziel ist es, das Thema Datenschutz und Privatsphäre aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten. Unsere Interviewpartner*innen erzählen, was sie tun, um ihre persönlichen Daten schützen und geben Empfehlungen für alle, denen der Schutz ihrer Privatsphäre wichtig ist.
Frederic Carteron ist ein ehemaliger Richter am Obersten Gerichtshof in Frankreich und Juraprofessor an der Universität von Cergy Pontoise sowie ein begeisterter User von Startpage und StartMail. Derzeit lebt er in den Vereinigten Staaten und berät Gesetzgeber bei Reformen der Gesetzgebung und der öffentlichen Ordnung.
„Während meiner Tätigkeit als französischer Oberrichter und Juraprofessor und als normaler Bürger in den Vereinigten Staaten benutze ich StartMail und Startpage für meine private und berufliche Korrespondenz seit mehr als zwei Jahren zu meiner vollen Zufriedenheit.
Auch wenn ich keine Staatsgeheimnisse mit Anwaltskollegen, Geschäftsführern, Geschäftspartnern, Freunden und Familienmitgliedern teile, habe ich immer die Ansicht vertreten, dass die Privatsphäre ein Menschenrecht ist und keine bloße Ware. Warum sollte ich akzeptieren, eine „private Daten-Melkkuh” zu werden und dann unter ungebetenen E-Mails, Angeboten und Vorschlägen begraben zu werden, an denen ich kein Interesse habe?” – Frederic Carteron
Hallo Frederic!
Ergänze den Satz: Privatsphäre ist _________________.
Privatsphäre ist ein Menschenrecht. Sie ist weder eine Ware noch eine Option.
Wieviel Privatsphäre hast du auf einer Skala von 1 bis 10? Was denkst du, wieviel hat die Allgemeinheit?
Ich bin bei … 12. Als ehemaliger Richter, aber auch als Rechtsberater und Juraprofessor ist mir bewusst, wie wichtig Privatsphäre für eine funktionierende Demokratie ist. Auch wenn ich keine Staatsgeheimnisse teile oder Informationen, von denen das Schicksal des Universums abhängt, ist meine private und berufliche Korrespondenz nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Wenn ich meine Ansichten mit der Welt teilen möchte, benutze ich Blogs, ich veröffentliche Artikel und ich organisiere oder nehme an Seminaren und öffentlichen Debatten teil.
Ich glaube, dass die Allgemeinheit bei 12 wäre, wenn den Menschen die Wahrheit gesagt werden würde, ohne den üblichen Schnickschnack und die Vernebelung von „Gratiszeug”. Nehmen wir uns eine Minute Zeit und versetzen uns in die Lage eines chinesischen, nordkoreanischen oder iranischen Bürgers, um zu verstehen, wie wichtig Privatsphäre für das Funktionieren einer Demokratie ist.
Warum sind Datenschutz und private Suche für dich wichtig? In deinem Beruf? In deinem Privatleben?
Datenschutz und private Suche sind auch Säulen der Demokratie. Sie ermöglichen die Freiheit, auf Informationen zuzugreifen, ohne von irgendwelchen Regierungen oder Lobbys zensiert zu werden. Darüber hinaus möchte ich in Bezug auf meine verschiedenen beruflichen und politischen Aktivitäten nicht immer mit jedem die Informationen teilen, die ich bei Verhandlungen, Schlichtungen oder bei der Vorbereitung des nächsten Events oder Kongresses verwende. Ein Schachspieler gibt seine Strategie ja auch nicht vorher bekannt.
Welche Maßnahmen triffst du, um deine persönlichen Daten online und offline zu schützen?
Um meine persönlichen Daten zu schützen, habe ich beschlossen, kein CCloud”-System zu nutzen, es sei denn, es ist vollständig verschlüsselt und ich bin mir sicher, dass meine Dokumente vom CCloud”-Anbieter zu keinem Zweck gescannt werden. Sollte Startpage eine „Startcloud” anbieten, werde ich meine Meinung vielleicht ändern.
Ich habe auch VPN genutzt. Ich muss gestehen, dass es schwierig war, einen europäischen VPN-Dienst zu finden, der einen so starken Datenschutz bietet wie StartMail und Startpage. Das VPN sollte in Europa und nicht in den USA angesiedelt sein, damit kein „Backdoor-Key” von irgendwelchen Behörden installiert wird und kein Geheimabkommen die Privatsphäre der Nutzer gefährdet. Die Privatsphäre sollte nur durch einen Gerichtsbeschluss aufgehoben werden.
Ich habe dennoch CCloud”-Dienste für „belanglose” Dokumente oder zum Starten kleinerer Projekte genutzt.
Wie stellst du dir den Datenschutz in der Zukunft vor? In 1 Jahr, in 10 Jahren, auf Lebenszeit?
Ich glaube, dass der Datenschutz in Zukunft an Stärke gewinnen wird, da die Menschen erkennen, dass „Gratiszeug” Eingriffe in ihre Privatsphäre bedeutet. Unter dem Druck und den Bedenken der europäischen Bevölkerung hat das Parlament der Europäischen Union eine der stärksten Regelungen der Welt zum Schutz der Daten von Menschen/Bürgern/Verbrauchern erlassen. Es muss noch mehr getan werden, da diese erste Verordnung die Nutzung privater Daten abdeckt, nicht so sehr deren Sammlung. Dieser Trend zur besseren privaten Datensammlung wird nicht aufzuhalten sein, da die Bürger in jeder Nation mehr Schutz fordern und immer mehr Menschen Remote arbeiten. Einmal mehr ist Kalifornien die Speerspitze der Bewegung in den Vereinigten Staaten und das US-Repräsentantenhaus schließt sich dieser Initiative an.
Ich lebe in Europa und den Vereinigten Staaten und bin fassungslos, wenn ich die Taktiken der US-Einzelhändler und die Besessenheit, die E-Mail-Adressen ihrer Kunden zu „erfassen”, beobachte. In der Tat geht es nicht mehr um das „Sammeln” von Kunden-E-Mail-Adressen, sondern um deren „Einfangen”, als ob die Kunden zu Prisoner Of Commercial War (POCW) geworden wären.
Einige der Taktiken, die im US-Einzelhandel angewandt werden, sind grenzwertig und unethisch, da sie die Kunden dazu verleiten, zu denken, dass sie keine andere Möglichkeit haben, als sich den Bitten des Kassierers zu „ergeben” und ihre Quittungen an eine private E-Mail-Adresse schicken zu lassen. Wie Wells Fargos Kassierer müssen die Kassierer eine Quote bei der „täglichen E-Mail-Erfassung” erfüllen. Eine solche Quote führt zu einer grenzwertigen Taktik. Daher sollte der Gesetzgeber, egal in welchem Land, den Einzelhändlern vorschreiben, ihren Kunden – ohne jede Täuschungstaktik – die Option anzubieten, einen Papierbeleg zu erhalten oder – zweiter Teil der Option – diesen an eine E-Mail-Adresse senden zu lassen.
Ich finde es toll, dass StartMail mir bei jedem Online-Einkauf die Möglichkeit bietet, eine “Wegwerf”-E-Mail-Adresse zu verwenden. So muss ich nicht auf meine Haupt-E-Mail-Adresse verzichten.
Was würdest du jemandem, der neu in der Praxis ist, als erste Schritte zum Schutz seiner persönlichen Daten empfehlen?
Anwälten, Richtern, Schiedsrichtern, Mediatoren, Professoren und ganz allgemein allen Berufstätigen und Bürgern, die die volle Kontrolle über ihr E-Mail-Postfach, ihre privaten und beruflichen Daten behalten wollen, empfehle ich dringend, ein paar Dollar/Euro in einen sicheren und privaten E-Mail-Anbieter wie StartMail zu investieren. Außerdem würde ich vorschlagen, eine „private” Kalenderanwendung zu finden, so dass ihre Meetings, Zeitpläne und Termine nicht gescannt und geteilt werden.
Was sind deine Lieblingstools zum Schutz der Privatsphäre?
Meine bevorzugten Privatsphäre-Tools sind:
- E-Mail: StartMail
- VPN: Hotspot Shield
- Messaging: Signal
- Browser: Firefox
- Suchmaschine: Startpage
Außerdem habe ich verschlüsselte USB-Sticks verwendet.
Würdest du lieber deinen Suchverlauf teilen oder ein ganzes Jahr lang nur Dosenfutter essen?
Bei dieser Frage würde ich, anstatt meinen Suchverlauf unfreiwillig zu teilen, lieber Champagner und Cocktails trinken und ein Jahr lang an einem Strand auf einer Pazifikinsel Hummer essen.
Ist das eine Vergünstigung, die Kunden angeboten wird?
Wir bedanken uns bei Frederic, dass er sich die Zeit genommen hat, diese Fragen zu beantworten. Wenn du daran interessiert bist, für “Im Einsatz für den Datenschutz” interviewt zu werden, oder jemanden nominieren möchtest, der von uns interviewt werden soll, melde dich bei uns unter [email protected].
Die Ansichten, die in diesem Interview geäußert werden, sind die des Interviewten und spiegeln nicht unbedingt die von Startpage wieder.