01/07/2021

Im Einsatz für den Datenschutz: Steffen Lünig, externer Datenschutzbeauftragter

Steffen Lüning wurde geboren, ging zur Schule und hat auch eine Ausbildung, wie er selber sagt. Er arbeitet als externer Datenschutzbeauftragter, entwickelte eine Datenschutzsoftware mit und bringt das Thema Datenschutz in seinem Format Datenschutz-Comedy auf den Punkt. Die Liebe zum Datenschutz hat er 2016 entdeckt, als er „ausgewählt“ wurde, den internen Datenschutzbeauftragten zu machen. Was damals keiner wusste: Steffen hat das tatsächlich ernst genommen!

Fülle die Lücke: Privatsphäre ist ….

privat und sollte es auch bleiben.

Warum sind dir der Schutz von persönlichen Daten wichtig? Beruflich und im Privatleben?

Beruflich müssen wir unsere Mitarbeiter und Kunden, Lieferanten etc. respektieren. Das machen wir auch, indem wir ihre Daten vertraulich behandeln, die sie uns zur Verfügung stellen (müssen).

Im privaten Bereich finde ich die Daten von Kindern besonders schützenswert. Gerade was Social Media angeht. Außerdem kann sich jeder vorstellen, was passiert wenn das eigene Konto bei Amazon, Paypal u.ä. von Kriminellen übernommen wird.

Wann war dein erster Kontakt mit dem Thema Datenschutz und hast du die Nachteile von zu wenig Datenschutz schon einmal zu spüren bekommen?

So richtig seit 2016. Da habe ich in der Kaffeeküche als Letzter den Schritt zurück gemacht, als gefragt wurde, wer interner Datenschützer werden möchte. Manchmal muss man zu seinem Glück gezwungen werden. Das Interesse an dem Thema war allerdings schon vorher da. Nachteile von zu wenig Datenschutz erlebe ich jeden Tag. Die Liste der Geschichten ist lang. ?

Du betreibst den Instagram-Account „das_datenschutz_wohnzimmer“, bei dem du die Themen Datenschutz und Comedy verknüpfst. Wie kommt man auf so eine Kombination? 

Das Hobby zum Beruf machen. Ich stehe auf offenen Bühnen mit einem Stand-Up Comedy Programm. Daher habe ich mir gedacht, warum nicht kombinieren, um den Leuten mal eine ganz andere Sichtweise auf das Thema näher zu bringen?

Datenschutz wird in der Öffentlichkeit häufig als sehr trocken und öde wahrgenommen – wie reagieren die Menschen auf deinen ungewöhnlichen Ansatz?

Sie sind meistens maximal verwirrt und reagieren dann aber überwiegend positiv. Das schönste Feedback, das ich bekommen habe, war: „Diese Kombination ist wirklich brilliant. Das geht runter wie Öl.“ Einige spreche sogar von Innovation. Ich habe den Eindruck, die Menschen sind echt glücklich und dankbar für diesen Ansatz.

Wenn wir schon dabei sind: Verrätst du uns deinen Lieblings-Gag zum Thema Datenschutz?

Was im Moment sehr gut ankommt, ist mein Sidekick Cloé. Eine Klobürste mit Gesicht, die mit mir gemeinsam den DSGVO-Mist aus den Unternehmen entfernt. Und ja, den mit dem gelben Buch, das auftaucht, bei dem Datenschützer schockiert sind, weil da tausende von Namen und Telefonnummern drin stehen, kenne ich auch – finde ich übrigens nicht lustig!

Das Thema Datenschutz wird oft missverstanden. Was ist eine weit verbreitete Annahme über den Datenschutz, die du gerne ein für alle Mal aus der Welt schaffen würdest?

Habt keine Angst! Lasst euch keine Panik machen! Das Wichtigste ist, dass man sich mit dem Thema beschäftigt und es nicht weiter ignoriert. Fragt einfach mal den Datenschützer eures Vertrauens, ich bin mir sicher, alle kennen mindestens einen. Die Erfahrung zeigt, wir (die Datenschutzbeauftragten) sind froh einfach mal locker über das Thema reden zu dürfen und auch Tipps zu geben. Oder ihr sucht euch mal bei Instagram jemanden aus und schreibt den mit einer Frage an. Da kommen garantiert sinnvolle Tipps zurück!

Was machst du konkret, um deine persönlichen Daten online und offline zu schützen? Welche Tools verwendest du täglich?

Tatsächlich nutze ich Startpage (Überraschung) als Suchmaschine mit der überragenden Funktion „Anonyme Ansicht“, mit der ich nur als Startpage auf den Webseiten, die ich besuche, erkannt werde. Ansonsten achte ich sehr darauf, was ich in den sozialen Medien teile oder über Messenger kommuniziere – von Fotos zu Informationen wie Bankdaten etc.

Welche Personen oder Organisationen haben dich ermutigt und/oder inspiriert, deine persönlichen Daten zu schützen?

Facebook! Vor Jahren habe ich gesehen, wie sorglos dort erwachsene Menschen mit ihren Fotos und Infos und denen ihrer Kinder umgegangen sind. Das war so ein Schlüsselerlebnis für einen Datenschützer.

Wagen wir einen Blick in die Zukunft: Immer häufiger kommt es zu Datenlecks und lauteren Rufen nach datenschutzkonformen Produkten. Wie schätzt du die Entwicklung ein, wird der Anteil an datenschutzkonformen Dienstleistungen, Apps und Produkten in den nächsten 5-10 Jahren steigen?

Wird Deutschland 2030 Weltmeister und man kann Tickets nur mit Dogecoin bezahlen? Man weiß es nicht. Frei nach dem Motto: Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie in der Zukunft liegen. Die Interessen der verschiedenen beteiligten Gruppen werden immer weiter auseinandergehen. Daher erwarte ich das einfach mit Spannung. Ich weiß nur, dass mir der Stoff für Datenschutz-Comedy in den nächsten 10 Jahren nicht ausgehen wird.


“Im Einsatz für den Datenschutz” ist eine Interview-Reihe mit Datenschutz-Experten aus aller Welt. Ziel ist es, das Thema Datenschutz und Privatsphäre aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten. Unsere Interviewpartner*innen erzählen, was sie tun, um ihre persönlichen Daten schützen und geben Empfehlungen für alle, denen der Schutz ihrer Privatsphäre wichtig ist. Wenn ihr jemanden kennt, den wir interviewen sollten, schickt uns eure Vorschläge an: [email protected]

Die in diesem Interview geäußerten Ansichten sind die unseres Interviewpartners und spiegeln nicht unbedingt die von Startpage wider.

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