24/05/2021

Globale Datenschutzthemen, die uns bewegen

Auf der ganzen Welt sind im letzten Jahr vermehrt Diskussionen über den Schutz unserer Daten und die Entwicklung von neuen Technologien entfacht. Einige der brennenden Themen haben wir hier für euch zusammengefasst.

Im letzten Jahr ist der Datenschutz und damit das Bewusstsein für den Schutz der Privatsphäre immer stärker in den Fokus der Menschen gerückt. Nicht zuletzt aufgrund der Pandemie und der verstärkten digitalen Vernetzung im Privat- und Berufsleben. Auf der ganzen Welt sind Diskussionen über den Schutz unserer Daten und die Entwicklung von neuen Technologien entfacht. Aber was sind gerade die brennenden Themen? Und wer sind die verschiedenen Akteure, die bei den Diskussionen eine Rolle spielen? Hier fassen wir einige der aktuellen Themen für euch zusammen.

Biometrische Gesichtserkennung

Immer wieder fordern Sicherheitsbehörden Möglichkeiten zur stärkeren Überwachung und dazu gehört auch die automatisierte Gesichtserkennung. Die biometrische Gesichtserkennung wird inzwischen in vielen Teilen der Welt genutzt, auch in Europa: z.B. an Flughäfen, in Stadien sowie in der Polizeiarbeit. Vor einiger Zeit sorgte das Unternehmen Clearview für Aufruhr, welches Milliarden von Porträtfotos aus sozialen Medien ausgewertet hatte, um eine Gesichtserkennungs-App zu entwickeln, die jeden Menschen identifizieren kann. Sie hatten ihre Analysen u.a. Strafverfolgungsbehörden in den USA zur Verfügung gestellt, um verdächtige Personen zu identifizieren. Aber auch in vielen europäischen Ländern kam die Software zum Einsatz und auch Bilder von in Deutschland lebenden Menschen wurden rechtswidrig im Netz gesammelt, um die Datenbank füttern. In Deutschland wurde die automatisierte Gesichtserkennung am Bahnhof Südkreuz getestet und kam auch bei der Identifizierung von G20-Demonstrant*innen in Hamburg zum Einsatz.

Die Initiative “Reclaim Your Face” (“Hol dir dein Gesicht zurück“) ist ein Zusammenschluss aus verschiedenen europäischen Organisationen, die diese Entwicklung verhindern möchte, bevor sie zur Norm wird. Seit 2021 fordert die Koalition gegen Massenüberwachung in einer EU-Bürgerinitiative das Verbot für den Einsatz biometrischer Überwachungstechnologien an öffentlichen Plätzen. Unter den vielen namhaften Organisationen sind auch EDRI, epicenter.works, Privacy International und digitalcourage. Hier erfahrt ihr mehr über die Kampagne und könnt die Petition unterschreiben.

Algorithmische Voreingenommenheit

Die systematische Nutzung von biometrischen Daten ist auch deshalb problematisch, weil Datenbanken und Algorithmen mittlerweile zu Entscheidungen beitragen, die für die Menschen weitreichende Konsequenzen haben – denn sie entscheiden zum Beispiel über die Jobchancen oder Kreditwürdigkeit einer Person, oder helfen bei der Suche nach Straftätern. Da diese Technologien überwiegend von weißen Männern entwickelt werden, spiegeln sich deren Vorurteile oftmals in der Technik wieder. Das kann z.B. zur Konsequenz haben, dass Frauen weniger oft eingestellt werden: Das System erkennt, dass weniger Frauen in Vollzeit beschäftigt sind als Männer und stuft sie als weniger interessant für eine Stelle ein. Oder dass Menschen mit Migrationshintergrund bei einer Risikobewertung eines Kredits höher eingestuft werden, weil sie in einer einkommensschwächeren Gegend wohnen. Auch Menschen mit dunkler Hautfarbe werden von Algorithmen diskriminiert. Der Dokumentarfilm “Coded Bias” (übersetzt “vorprogrammierte Diskriminierung”) zeigt auf, wie Algorithmen und Künstliche Intelligenz diskriminieren und welcher Auswirkungen das auf unsere Gesellschaft hat. Die Schlüsselfigur Joy Buolamwini ist unsere neue Heldin. Der Film begleitet die Code-Expertin, KI-Forscherin und Gründerin der Algorithmic Justice League, die zu den führenden Figuren in der Diskussion um KI und diskriminierende Technologien zählt. Insgesamt ist “Coded Bias” ein Denkanstoß und ein Muss für alle, die sich für Technik, Bürgerrechte, Privatsphäre und Überwachung interessiert. Mehr hier.

Digitaler Impfpass

Angesichts der teils erfolgreichen COVID-19-Impfkampagnen haben Regierungen auf der ganzen Welt begonnen, über die Einführung eines standardisierten Ausweises oder “Impfpasses” nachzudenken, mit dem Menschen nachweisen können, dass sie geimpft wurden, Genesen sind, oder ein negatives Testergebnis vorweisen können. So soll den Bürger*innen das Reisen wieder möglich gemacht werden. In der EU haben sich die Mitgliedsstaaten auf einen digitalen Grünen Pass geeinigt, welcher noch im Mai getestet und im Juni in Deutschland und Ländern wie Frankreich, Italien, Spanien, den Niederlanden und Österreich freigeschaltet werden soll. Nach erheblichen Bedenken von Datenschützer*innen über eine zentrale Speicherung von solch sensiblen Daten soll nun auf einen dezentralen Ansatz gesetzt und keine persönlichen Daten übertragen werden.

Im Vorfeld hatten verschiedene zivilgesellschaftliche Organisationen, die sich für den Datenschutz einsetzen, in einem offenen Brief davor gewarnt, dass solche Systeme leicht zu Überwachung und Diskriminierung führen können.

Cyberangriffe und Mitarbeiter-Überwachung im Home-Office

Aufgrund der derzeitigen Lage verbringt ein Großteil der Beschäftigten ihre Zeit im Home-Office. In der Umstellung spielte IT-Sicherheit leider zu oft keine Rolle. Das hat nachweislich die Angriffsfläche für Cyber-Kriminelle vergrößert. Teil des Problems: Laut einer Umfrage Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik investieren über 50 % der Unternehmen weniger als 10 % der IT-Ausgaben in Cybersicherheit. Je kleiner die Firma, desto schwerwiegender die Folgen. Besonders für Kleinunternehmen mit weniger als 50 Mitarbeitenden hat eine von vier Cyberattacken existenzbedrohende Folgen.

Aber auch Arbeitgeber*innen können das Home-Office ausnutzen und die Aktivitäten ihrer Angestellten aus der Ferne überwachen und Gespräche aufzeichnen. Laut aktuellen Prognosen könnten im Jahr 2025 bis zu 75 % aller Gespräche am Arbeitsplatz aufgezeichnet werden. Das Überwachung am Arbeitsplatzschon praktiziert wird beweisen Beispiele von Unternehmen wie Amazon, die die Leistungen ihrer Mitarbeiter*innen bereits kontrollieren und überwachen und auch Lieferando muss sich gerade Vorwürfen der großflächigen Fahrerüberwachung stellen. Hier sind einige Tipps, wie man sich im Home Office schützen kann.

Mit der zunehmenden Digitalisierung in sämtlichen Lebensbereichen wird auch das Thema Datenschutz immer wichtiger. Wir bei Startpage finden, das Recht auf Privatsphäre muss geschützt werden – online wie offline. Mit unserem Newsletter und auf unseren Social Media Kanälen bleibt ihr weiterhin über aktuelle Entwicklungen informiert. Welche Themen sollten wir in unserer nächsten Liste näher beleuchten? Schickt uns eine Email an: [email protected]

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