30/08/2021

Lass die Krake verhungern – so trickst du Algorithmen aus

Beinahe alle Dienste, die wir nutzen, finden in irgendeiner Weise im Internet statt. Du kannst aber die Informationen einschränken, die Unternehmen haben, und es ihnen zu erschweren, sich ein Bild von dir zu machen.

Zu den größten Herausforderungen beim Thema Datenschutz im Internet zählt die Tatsache, dass fast jeder Dienst, den wir nutzen, persönliche Daten abfragt. Bankgeschäfte, KfZ-Abzahlungen, Verwaltung der Krankenversicherung und das ist noch nicht einmal die Spitze des Eisbergs: Es geht weiter bei jedem anderen Angebot, das wir online finden, sei es beim Einkaufen, bei der Lieferung von Lebensmitteln und Waren oder in den sozialen Medien – die Liste ist endlos.

Wir leben heute in einer Welt, in der beinahe alles in unserem Leben auf die eine oder andere Weise durch das Internet gefiltert wird.

Aber noch ist nicht alle Hoffnung verloren. Ich kann bis zum Abwinken über Datenschutz-Tools sprechen, mit denen du deine E-Mails und Passwörter schützen, deinen Standort verbergen und sicherstellen kannst, dass deine Suchvorgänge nicht aufgezeichnet und zur Erstellung eines Internetprofils von dir verwendet werden.

Diese Tools helfen aber nur im Einzelfall. Das bedeutet, ich kann einerseits einen E-Mail-Dienst nutzen, der meine Privatsphäre respektiert, aber gleichzeitig richte ich trotzdem ein Konto bei einem Fernseh- oder Film-Streaming-Dienst ein, der nicht auf meine Privatsphäre bedacht ist. Stattdessen werden meine persönlichen Daten verkauft oder genutzt, um mir mehr Produkte zu verkaufen oder Werbung anzuzeigen, die meinen Interessen entspricht. Das ist nur ein Beispiel, das verdeutlicht, wie ich selbst dazu beitrage, dass ein Profil erstellt wird, das mit anderen Konten verknüpft werden kann, die ich einrichte, um großen Tech-Konzernen ein Bild von mir zu vermitteln – selbst wenn ich eine E-Mail und eine Suchmaschine benutze, die meine Privatsphäre respektieren.

Die gute Nachricht: Es gibt Schritte, die du unternehmen kannst, um die Informationen einzuschränken, die diese Unternehmen haben, und es ihnen zu erschweren, sich ein Bild von dir zu machen.

Wähle einen E-Mail-Anbieter, der deine Privatsphäre respektiert und dir Alias-Adressen anbietet.

Ein Dienst wie StartMail bietet Nutzer*innen eine unbegrenzte Anzahl von Alias-Adressen. Mit diesen Aliasen kann man für jede Website, bei der man sich anmeldet, eine eigene E-Mail verwenden. Du meldest dich für einen Streaming-Dienst an? Anstatt [email protected] zu verwenden, kannst du einen Alias wie [email protected] verwenden und ihn nur für diesen Dienst nutzen. Für die Anmeldung in sozialen Medien kann man dann eine andere Alias-Adresse verwenden. 

Dies hat zwei Vorteile:

Erstens bist du so im Falle eines Datenlecks geschützt. Wird dein Streaming-Dienst gehackt und eine Liste von E-Mail-Adressen preisgegeben, kannst du diese einzelne Alias-Adresse einfach löschen und hast damit keine undichte E-Mail-Adresse mehr.

Zweitens, wenn Dienst A Benutzerinformationen mit Dienst B austauscht und du bei beiden ein Konto hast, können sie deine E-Mail-Adresse nicht verwenden, um ein Profil von dir zu erstellen, da die Adressen nicht übereinstimmen.

Schütze deinen Standort und deine IP-Adresse.

Wer über einen VPN auf das Internet zugreift – und das sollte man häufig tun – ändert regelmäßig die eigene IP-Adresse und erstellt so keine zusammenhängende Nutzungsübersicht für einen Dienst. Je unterschiedlicher der Standort ist, desto weniger Sinn macht er für einen Algorithmus.

Außerdem kann man einen DNS-Dienst nutzen, der Werbung und Tracker blockiert (idealerweise auf Routerebene) und es den Trackern erschwert, überhaupt geladen zu werden. Kann so ein Dienst nicht auf Router-Ebene ausgeführt werden, bietet Firefox die Möglichkeit, das eigene DNS bei der Verwendung des Browsers zu ändern.

Verwende Browser-Tools, um den Schutz vor Tracking zu verbessern.

Neben der Möglichkeit, Startpage zur Standardsuchmaschine zu machen, verfügt Firefox über eine weitere Funktion: Man kann ein Add-on namens ‘Multi-Account Containers’ verwenden. Mit dieser Funktion werden alle geöffneten Tabs in eine sogenannte ‘Sandbox’ gesperrt. Dieser Sicherheitsmechanismus stellt sicher, dass ein einzelner Tab nicht mit einem anderen geöffneten Tab kommunizieren kann. Wenn du also Twitter nutzt und dort auf einen Link klickst, der dich auf eine Seite mit einem Cookie führt, das dazu verwendet werden könnte, dich im Web zu verfolgen, kann es nicht darauf zugreifen, was du in einem anderen Tab tust. Im Wesentlichen werden deine Aktivitäten pro Tab gesperrt.

Überprüfe regelmäßig deine Konten und schließe ungenutzte Konten.

Du solltest auch regelmäßig überprüfen, welche Konten du besitzt und diejenigen schließen, die du nicht brauchst oder nutzt.

Behalte so wenige Online-Konten wie möglich. Wahrscheinlich hast du schon mehr, als dir lieb ist. Das solltest du nicht verschlimmern, indem du ungenutzte Konten behältst, nur weil du einmal einen neuen Dienst ausprobieren wolltest.

Den gesunden Menschenverstand einsetzen.

Ein letzter Tipp: Immer erst nachdenken, bevor man etwas preisgibt. Wenn eine Website nach der Telefonnummer, der Adresse oder einem Profilbild fragt, überlege, ob diese Angaben wirklich notwendig sind. Sind diese Informationen erforderlich, frage dich, ob es sich lohnt diese mit dem jeweiligen Dienst zu teilen. 

Du kannst alle Datenschutz-Tools der Welt verwenden – keines davon wird funktionieren, wenn du nicht einen Moment innehältst und mit gesundem Menschenverstand beurteilst: Mit wem und warum teile ich diese Informationen? Was kann passieren, wenn diese Informationen offengelegt werden?

Gesunder Menschenverstand, Multi-Account-Container in Kombination mit anderen Browser-Add-ons, DNS zur Werbeblockierung, Alias-E-Mail-Adressen, Löschen alter Konten und regelmäßiges Ändern der IP-Adresse – diese Tipps machen es Unternehmen und Online-Diensten viel schwerer, dich zu verfolgen und ein Profil von dir zu erstellen. Das Profil, das sie von dir anlegen, kann so Anzeigen beinhalten, die manchmal auch belustigend sind: Man fragt sich, wie sie nur auf die Idee kommen, dass diese Anzeige interessant für dich sein könnte?

Das liegt ganz einfach daran, dass sie dich nicht kennen.


Dan Arel setzt sich für das Thema Privatsphäre und digitale Rechte ein. Er ist Gründer und Kurator von ThinkPrivacy.ch, sowie preisgekrönter Journalist und Bestsellerautor. Seine Arbeit erschien in der Huffington Post, OpenSource, Hacker Noon, Time Magazine und vielen anderen. Auf Twitter kannst du ihm unter @danarel folgen.

Die in diesem Artikel geäußerten Ansichten sind die des Autors und spiegeln nicht unbedingt die von Startpage wieder.

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